Bissige Absurditäten

23. Mai 2007 at 7:16 (Unspezifisch)

Neulich in einer fränkischen Kleinstadt, gerade als ich bei grün über die Fußgängerampel ging (das macht man da so), kam mir eine Familie entgegen. Zumindest vermute ich, dass sie verwandt waren, denn außer der Tatsache, dass sie alle im mittleren Schwergewichtsbereich bei tropfenförmigen Körperbau und vergleichbarer Körpergröße angesiedelt waren, erstreckte sich ihre Ähnlichkeit vor allem auch auf ihre Zähne. Ich kann mich nicht erinnern, warum ich von jedem dieser vier oder fünf Leute im Vorbeigehen die Zähne zu Gesicht bekam – sie bleckten sie nicht. Ich glaube sie sprachen oder lachten oder sowas. Auffällig war dabei der allgegenwärtige Zahnschief-, -krumm- und -querstand. Bei allen. Normalerweise hätte ich das alles, wie bei Passanten meist üblich, auch gleich wieder vergessen, doch mir schossen plötzlich blöde Sprüche über Mengenrabatt beim ersten Familien-Zahnarztbesuch und ähnliches durch den Kopf. Unfair, ich weiß, denn ich weiß ja nichts über diese Menschen, nicht einmal, ob sie überhaupt etwas miteinander zu tun haben.

Zwei Sekunden später, ich war irgendwo beim Mutmaßen zwischen Zahnarztdauerkartenkunde und Praxis-nie-von-innen-gesehen, schlug die Absurdität zu: auf der Heckklappe eines parkenden, schwarzen Smart stach mir die weiße Silhoutte eines stilisierten Zahnes entgegen. Faszinierend, wie man Dinge in einen Kontext setzen kann, den es objektiv eigentlich gar nicht gibt. Meine verzahnten Gedankengänge waren durch eine zufällige Begegnung ausgelöst worden, und wurden durch eine andere zufällige Begegnung passend ergänzt. Viel Zufall und wenig Sinn. Ich verzichtete deswegen auch auf eine Interpretation, grinste und dachte zugleich etwas bedröppelt daran, wie schwierig es wäre, jemandem dieses Grinsen ohne weiteres zu erklären. Aber wozu hat man ein Blog.

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